Zu hören am Sonntag 11., 18., 25. November und 2. Dezember 2018, 14 - 21 Uhr:
(2018, Erstaufführung)
von Knut Remond
Das Stück wird sich über die vier Sonntage verändern.
Knut Remond über 'the black kite', november 2018:
ich benutze verschwenderisch die ressourcen, die das leben von tieren und pflanzen zerstören. leben ist vielfalt. eine ausgewogene und funktionierende umwelt gründet auf der vielfalt der ökosysteme, der genetischen vielfalt und dem reichtum an arten bei tieren, pflanzen, pilzen und mikroorganismen.
wenn wir den zusammenbruch der menschlichen zivilisation verhindern wollen, brauchen wir nichts geringeres als jetzt einen radikalen bruch der herrschenden kulturellen muster!
was unsere ohren hören, ist nur ein bruchteil der klangwelt, die uns in wirklichkeit umgibt. viele tiere dagegen können weit mehr töne wahrnehmen und erzeugen. man sieht sie nicht, aber fische haben ohren: auftreffende schallwellen versetzen kleine, in der ohr-flüssigkeit schwimmende gehörsteinchen aus kalk in schwingung.
elefanten produzieren solch tiefe töne, dass sie zu vibrieren beginnen. diese erschütterungen übertragen sich auf die erde und verwandeln sich in bodenwellen und können von anderen artgenossen in über zehn kilomenter entfernung noch wahrgenommen werden dank ihrer besonders empfindlichen fußsohlen.
die erderwärmung steigt. die artbestände in den tropen sind seit 1970 um 60 prozent geschrumpft und 70 prozent aller fischbestände sind von überfischung bedroht. der ökologische fussabdruck ist damit 1,5 mal so groß wie er bei einem naturgemäßen verbrauch sein dürfte. das insektizid carbofuran wird allein in den USA für den tod von 17 bis 91 millionen vögeln jährlich verantwortlich gemacht.
ich bin bequem und benutze auch das flugzeug. fliegen belastet die umwelt besonders stark mit schadstoffen und lärm. fliegen ist die energieintensivste art zu reisen. ich bin verschwenderisch und partizipiere an der wegwerfgesellschaft. ich bin ein teil vom energieverbrauch und der fortlaufenden umweltzerstörung.
mache ich so weiter konsumiere ich im jahr 2030 zwei planeten jährlich. die maschinerie des verschlingenden kapitalismus frisst alles weg, was leben ist.
dass unsere erde trotz unseres lebensstils noch nicht vollständig kollabiert ist, liegt daran, dass ich auf kosten anderer lebe und dem "the black kite" ("schwarzen milan") seinen lebensraum wegnehme und lärm produziere und seine nahrung stehle!
"steig vom pferd, wenn du merkst, dass es unter dir stirbt."
lakota
Knut Remond
Soundaktivist, Komponist, Performer. Mixed Media, hardcore, imagineering portable set, human science sound. Gründer, künstlerischer Leiter und Kurator der Hörgalerie 'ohrenhoch, der Geräuschladen' in Berlin-Neukölln. Gründer, Leiter und Mentor der 'ohrenhoch_Rumori-Kids' – Schule bzw. Forschungsstelle für elektroakustische Musik und Klanginstallation für Kinder von 5 bis 14 Jahren.
www.ohrenhoch.org
www.ohrenhoch.berlin