'ohrenhoch, der Geräuschladen' präsentiert am Sonntag 31. Mai und 7. Juni 2015, 14:00 - 21:00 Uhr:
If music be the food of love
(2015, Uraufführung)
von Maximilian Marcoll
Video-Installation?
mit Ausstellung von Partitur und Skizzen
Maximilian Marcoll über 'If music be the food of love':
In den geheimen Gefängnissen in Guantánamo Bay und Abu Ghraib haben die US-Streitkräfte Musik als Folterinstrument benutzt. Die Auswahl an Songs, die als “Torture Playlist” oder “GTMO-Playlist” bekannt ist, besteht aus Pop-, Rock- und Metal-Stücken, die in der westlichen Welt bekannt, verfügbar und populär sind.?Nachdem sie als Folterinstrumente benutzt worden sind, ist in die Songs eine spezielle Ambivalenz eingeschrieben:
Für die Opfer sind sie als Pop-Songs nicht erreichbar, für sie bedeuten sie ausschliesslich Schmerz, Leid, die Unfähigkeit die eigenen Gedanken zu hören.
Für uns mögen sich die Songs durch unser Wissen um ihre Anwendung als Folterinstrumente verändert haben, diese spezielle Wirkung aber liegt weit jenseits unseres Vorstellungsvermögens.?Die folternden Soldaten veränderten die Songs für sich auf eine ganz drastische Weise. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sie die Songs im Nachhinein hören können ohne die Folterinstrumente mitzuhören.
Man ist gezwungen sich zwischen zwei Wahrnehmungsweisen zu entscheiden, die niemals gleichzeitig erreichbar sind. Die Songs als Waffen und als Popsongs sind immer gleichzeitig da und nicht da, immer im genau inversen Verhältnis.
"If music be the food of love" macht genau diese Ambivalenz hörbar.
Die Ausstellung präsentiert das Stück als Video-Installation sowie Material zum Kontext, inklusive Partitur und Skizzen.
An den ohrenhoch-Sonntagen mit der Video-Installation "If music be the food of love" von Maximilian Marcoll wird zusätzlich eine simulierte Fassung seines für Pfingsten geplanten, aber von dem Veranstalter/Interpreten abgesagten Stücks “Adhan – Tripartite Appropriation”, zu hören sein.
Audio Field Report no. 31 / Soundaktivismus 10: Interview mit Maximilian Marcoll von Knut Remond. Limitierte Auflage Audio-Kassette, 8 Stück nummeriert. Erhältlich bei 'ohrenhoch, der Geräuschladen' (und dort zu hören auf Kopfhörer Nr.1).
Maximilian Marcoll (*1981) studierte Schlagzeug, instrumentale und elektronische Komposition in Lübeck und Essen, lebt in Berlin. In seiner Werkreihe "Compounds" (seit 2008) beschäftigt er sich mit der Transkription konkreter, meist aus dem persönlichen Alltag stammender Klänge und der Verbindung von Klangverläufen zu einem stückunabhängigen Material-Netzwerk. Teil der kompositorischen Arbeit ist auch die Entwicklung von Software, 2010 erfolgte die Veröffentlichung des Editors "quince". M.Marcoll ist Mitglied der Künstlergruppe stock11. Er lebt und lehrt in Berlin.