Zu hören am Sonntag 4. und 11. Oktober 2009, 14:00 - 21:00 Uhr:
Dérivatif (15. Juli - 30. August 2008) - Abweichung -
aus 93 Tonelementen von Luc Ferrari.
Von Brunhild Ferrari
Brunhild Ferrari über "Dérivatif" (Dauer 27'07''):
diesen Titel gab Luc Ferrari seinem nächsten Stück.
Es war der 12. April 2005.
Gemeinsam hatten wir begonnen, jeweils einen x-beliebigen Ausschnitt aus jedem 13. Tonband seiner Archive für eine neue Komposition zu entnehmen. Das Vorhaben scheiterte kurz darauf. Fast 3 Jahre nach Lucs Tod am 22. August 2005 gelang es mir endlich erneut, seinen Spuren über so viele Schaffensjahre zu folgen. So habe ich mir all dieses Tonmaterial entliehen, um daraus ein „Dérivatif“ auf meine Art zu komponieren; ohne einen einzigen Lucs fremden Ton hinzuzufügen.
Hanna Schygulla schließt das Stück mit einem kurzen Satz aus Luc Ferraris „Labyrinth-Porträt“, Radiokomposition mit dem Text von Colette Fellous.
Brunhild Ferrari
Brunhild Meyer-Ferrari, in Frankfurt am Main geboren, teilt ihr Leben seit 1959 mit Luc Ferrari in Paris. Neben ihrer Tätigkeit zuerst in der Forschung auf dem Gebiet der Beziehung Ton und Bild in Pierre Schaeffers Service de la Recherche, später als Dolmetscherin und als häufig Mitwirkende an Luc Ferraris Arbeiten, realisiert sie eigene Kompositionen und Radiosendungen.
Luc Ferrari
(5.2.1929, Paris - 22.8.2005, Arezzo)
... Es geht ihm darum, anhand unterschiedlicher Mittel vorüberziehende Gedanken, Gefühle, Intuitionen auszudrücken, den Alltag in seiner gesamten Wirklichkeit zu beobachten, ebensowohl der gesellschaftlichen, psychologischen wie auch der sentimentalen. Dies äußert sich in Form von Texten, Instrumental-Partituren, elektroakustischen Kompositionen, Reportagen, Filmen, Musiktheater usf.
Biografische Daten
Gleichzeitig zu seinem Klavierstudium ab 1946 beginnt Luc Ferrari zu komponieren. Ab 1952 nimmt er an den Internationalen Ferienkursen in Darmstadt teil. Aufführung seiner instrumentalen Werke dort sowie in Paris und Köln.
1958 tritt er der Groupe der Musique Concrète bei. Mit Pierre Schaeffer gründet er 1958-1960 die Groupe de Recherche Musicale.
Er korealisiert Fernsehsendungen und -reihen, u.a. über zeitgenössische Musik.
1964-65 Lehrauftrag an der Rheinischen Musikschule, Köln.
1967 einjähriger Aufenthalt in Berlin als Gast der Ford Foundation und des DAAD.
1968-69 musikalische Leitung des Maison de la Culture zu Amiens.
1972 richtet er sein "Studio Billig" ein, ein bescheidenes Atelier für Elektroakustik.
1982 gründet er mit Unterstützung des Ministeriums für Kultur den Verein "La Muse en Circuit", ein Studio für elektroakustische Komposition und Radiokunst, von dem er sich 1994 trennt. Im gleichen Jahr richtet er sein eigenes Home-Studio ein, dem er den Namen "Atelier post-billig" gibt.
Ab 1995 Zahreiche Konzertaufenthalte und Lesungen in Europa, USA, Japan.
Am 22. August 2005 stirbt Luc Ferrari in Arezzo, Italien.
Luc Ferrari