Zu hören am Sonntag 28. September und 5. Oktober 2008 14:00-21:00 Uhr:
'Clear Dawn: Meditations from Paparoa and Kapiti Island'
von Sarah Peebles
Sarah Peebles über 'Clear Dawn':
'Clear Dawn' wurde inspiriert von meinen Erfahrungen bei Aufnahmen von Vögeln in Aotearoa/Neuseeland 2004-2005, und im Zusammenkommen mit einer grossen Vielfalt von Menschen, die ich unterwegs traf. Ein traditionelles Maori-Konzept, das Gary Millan mit mir teilte in Paraparaumu - nahe Kapiti Island, einem der drei Aufnahmeorte - schien die Essenz meiner Erfahrungen zu reflektieren, als ich konzentrierte, lange Zeitabschnitte auf dem Land verbrachte während des Aufnehmens oder einfach nur Seins. Man kann es grob übersetzen als "das was gerade jenseits unserer Wahrnehmung ist". Diese Idee ist ein Teil der Maori Legende, die drei Konzepte des Wissens identifiziert, die in Nga kete o te Wananga (Körben des Wissens) enthalten sind. Der Legende nach enthält der erste Korb rituelle Gesänge und Gebete, der zweite Korb enthält alles praktische Wissen, und der dritte Korb enthält alle Quellen von Gut und Böse. "Das was gerade jenseits unserer Wahrnehmung ist" ist ein Konzept vom dritten Korb. Ais ich meine Feldaufnahmen erkundete und in neue akustische Ausdrucksweisen transformierte, war ich inspiriert von diesem Konzept und auch von den Gedichten "The Long Dream of Waking" und "A Short Dream of Knowing", geschrieben 1948 vom neuseeländischen Künstler Leonard Charles Huia Lye.
'Clear Dawn' beinhaltet Transformationen von Vögeln, die ich bei Morgendämmerung im Paparoa National Park (Südinsel Westküste) und auf Kapiti Island (Nordinsel Westküste) aufgenommen habe, und von Bienen, die sich auf und in Glasbehältern versammelt haben, vom Inneren der Gefässe aus aufgenommen - ihre gegen das Glas vibrierenden Flügel, die bewirkten, dass die Behälter in ihren resonierenden Frequenzen tönten - aufgenommen mit der Assistenz von Frank Lindsay bei Lindsay's Bienenhäusern, in der Nähe von Wellington. Zusätzlich ist das ent-stimmte und digital bearbeitete Shoh (japanische Mund-Orgel) sowohl klanglich wie auch konzeptionell elementar für das Stück. Ein Instrument von mysteriöser und ätherischer Schönheit, wurde das Shoh im alten China und Japan in Verbindung gebracht mit Verkörperung des Poenix (ein glückverheissender mythischer Vogel) in Form und Sound, und wird heute noch in Japan benützt, wo es unter anderem Gottheiten auf ihrer Reise zur und von der Geisterwelt während Shinto-Zeremonien begleitet. Untermauert werden diese Sounds von modulierten Fröschen, aufgenommen bei Abenddämmerung in Singapur auf dem Rückweg nach Kanada, und von bearbeiteten Zuggeräuschen auf dem Weg von Toronto nach Montréal. Strukturell ist dieses Werk eine Kombination von vorher bestimmten, sorgfältig konstruierten Materialien, von Zufallsabläufen mit Sammlungen gesampleten Sounds, gewählt und gemischt vom Computer via einfache Algorithmen, und von ziemlich langen Strecken von Umgebungsaufnahmen von Lebensraum.
Sarah Peebles
ist Komponistin, Improvisatorin und Installationskünstlerin mit Basis in Toronto. Ihre Studien beinhalteten Violine, Komposition und japanische traditionelle Musiken. Ihr Schaffen konzentriert sich weitgehend auf digital manipulierte gefundene Geräusche, über Lautsprecher und/oder physische Objekte projiziert, und auf die Entwicklung von verschiedenen Herangehensweisen an akustische und verstärkte Improvisation auf dem Shoh, der im Gagaku benützten japanischen Mund-Orgel.