Zu hören am Sonntag 23. und 30. Oktober 2016, 14 - 21 Uhr:
(2016, Uraufführung)
von Jaap Blonk (Holland)
Jaap Blonk über 'Fehlberliner U-Wirr':
Als Jaap Blonk zum ersten Mal das Schild “Fehrbelliner Straße” sah, hat er das ‘fehlgelesen’ als “Fehlberliner Straße”, und hat es seitdem nie mehr richtig lesen können.
Daher kommt der Titel dieses Klangtückes. Blonk hat die Listen der Stationen der Berliner U-Bahnlinien, U1 bis U9, mit einem Zufallsprozeß durcheinandergebracht. Dabei entstand teilweise reine Lautpoesie, die von Blonk mit den unterschiedlichsten Stimmklängen interpretiert wird.
Für die klanglichen Begleitungen wurde eine Kombination von Instrumentalklängen und anderen Geräuschen, oft Maschinen-Sounds, gewählt. Die Kompositionen sind algorithmisch, nach mathematischen Zahlenreihen, gestaltet.
Für die Ansagen “U1” bis “U9” sowie für den letzten Teil “Das ganze Berliner U-Bahnnetz zusammengenommen” wurden Computerstimmen verwendet.
Audio Field Reports nos. 1-54:
Interviews seit Januar 2014 mit den KünstlerInnen, Konzept und Design von Knut Remond. Limitierte Auflagen Audio-Kassette, je 8 Stück nummeriert. Erhältlich bei 'ohrenhoch, der Geräuschladen' (und zu hören auf Kopfhörer im ohrenhoch-Archiv)
Audio Field Report no. 55 / Soundaktivismus 34: Interview mit Jaap Blonk von Knut Remond.
LABORATORIUM DES HÖRENS
Teilen Sie Ihre Gedanken mit bezüglich Hören und Ihre Erlebnisse bei den Präsentationen der 'ohrenhoch-Sonntage' mit der Thematik 'Soundactivism'!
Ein Bogen Papier liegt bereit, damit Sie Ihre Gedanken, Fragen oder Antworten aufschreiben können. Eure Statements bleiben in der Soundgallery und somit lesbar für alle BesucherInnen und SoundaktivistInnen.
ohrenhoch ist ein Ort der versucht, seine Aktivitäten auf beiden Seiten zu intensivieren, einerseits bei den KünstlerInnen und andererseits bei den BesucherInnen, die selbstverständlich auch aktiv sind und dazu beitragen können, schlussendlich gemeinsam einen gesellschaftlichen, aufklärerischen Diskurs anzustacheln.
ohrenhoch, der Geräuschladen | Sept. 2016
Jaap Blonk (geboren 1953 in Woerden, Holland) ist Komponist, Dichter, Musiker und Performer. Er studierte zunächst Physik, Mathematik und Musikwissenschaft, brach diese Ausbildung später jedoch ab. In den späten 70er Jahren begann er, Saxophon zu spielen und zu komponieren. Wenige Jahre später entdeckte er sein stimmliches Potential, zunächst beim Rezitieren von Gedichten, dann beim Improvisieren und bei der Aufführung eigener Vokalkompositionen. Fast zwanzig Jahre lang blieb die Stimme sein Hauptmittel beim Entdecken und Erforschen neuer Klänge. Um das Jahr 2000 begann Blonk auch Elektronik in seine Arbeit mit einzubeziehen. Neben Samples seiner Stimme verwendete er zunehmend dabei auch synthetisch erzeugte Klänge. 2006 zog er sich für ein Jahr von der Bühne zurück, in dieser Zeit kehrte er zu seinem Interesse für die Mathematik zurück, er begann mit der Erforschung der Möglichkeiten algorithmischer Komposition für die Schöpfung von Musik, visueller Animation und Poesie.
Auftritte führten Jaap Blonk durch alle Kontinente der Welt. Neben seinen Soloperformances arbeitete er mit verschiedensten Musikern und Ensembles aus dem Bereich zeitgenössischer und improvisierter Musik wie u.a. Maja Ratkje, Carl Ludwig Hübsch, Ute Wassermann, David Moss, Joan La Barbara, The Ex und dem Netherlands Wind Ensemble. Blonk brachte verschiedene Stücke der Komponistin Carola Bauckholt zur Uraufführung, darunter auch eines für Stimme und Orchester. 2002 schrieb er eine Auftragsarbeit für die Donaueschinger Musiktage. Mehrfach arbeitete er mit dem Bild-und-Computerkünstler Golan Levin.
Zu Blonks Schaffen für Radio und Fernsehen gehören mehrere Auftragsarbeiten im Hörspielbereich.
Von seinen Partituren stellt er großformatige Zeichnungen her, die er in Ausstellungen zeigt.
Er war Gründer und Leiter der Bands Splinks (modern jazz, 1983-1999) und BRAAXTAAL (avant-rock, 1987-2005).
Seine Musik ist auf bislang 22 CDs bei seinem eigenen Label Kontrans erschienen; andere Aufnahmen finden sich u.a. bei VICTO (Kanada), Monotype Records (Polen) und Balance Point Acoustics (USA).
2012 erschien beim Hybriden-Verlag Berlin Sprachspuren (visuelle poesie mit einer CD).
Eine Sammlung seiner Lautpoesie wurde 2013 in einem Buch mit 2 CDs veröffentlicht vom flämischen Verlag het balanseer, mit dem Titel KLINKT.