ohrenhoch präsentiert am Sonntag 6. und 13. April 2014, 14 - 21 Uhr zwei Werke von Dariusz Mazurowski:
"Non Acoustic Symphony"
Electroacoustic composition - Special version for ohrenhoch gallery
(2014, Uraufführung)?
Auf der ohrenhoch-Lautsprecherinstallation im Schaufensterraum
Mit Ausstellung der Skizzen, Spektrogramme und Partituren
"Two Silly Dancers"
Video and Audio Installation
(2014, Uraufführung)
Im ohrenhoch-Keller
Dariusz Mazurowski über "Non Acoustic Symphony" [45:33]:
'Non Acoustic Symphony' ist eine elektroakustische Grosskomposition (in der Vergangenheit wurde diese Art Musik als "music for tape" beschrieben), die sieben Teile beinhaltet – jeder hat seine eigene dramatische Struktur und sein eigenes Profil.
'Non Acoustic Symphony' ist eine Abhandlung über die Natur und die Koexistenz von verschiedenen Sounds – von rein akustischem zu rein elektronischem. Beide Gegenstücke wurden bearbeitet, so viele Male, dass es praktisch unmöglich ist, die Quelle zu erkennen. Und es hat viele Beispiele von hybriden Sounds, gemischt aus verschiedenen Quellen, bearbeitet mit analogen und digitalen Werkzeugen.
Jeder Teil hat ein Instrument, eine Instrumentengruppe oder einen Sound als Hauptthema. Die Untertitel haben eigentlich nichts gemein mit dem musikalischen Verständnis, sondern sie reflektieren Ideen, Leidenschaften und manchmal Obsessionen des Komponisten. Da 'Non Acoustic Symphony' auch eine Art musikalischer Reise durch Zeit und Raum ist – beziehen sich die Titel generell auf die berühmte Voyager (1 und 2) Weltraummission, Phänomene des Sonnensystems und ausgewählte Objekte. Auf jeden Fall ist es nicht die Absicht des Künstlers, irgendeine einfache Beschreibung oder Assoziation zu machen – 'Non Acoustic Symphony' könnte möglicherweise alles sein, was Sie, der/die ZuhörerIn, wollen.
Dariusz Mazurowski über "Two Silly Dancers":
'Two Silly Dancers' ist eine spezielle Art von Reise durch virtuellen Raum und Echtzeit – eine Reise, die "eingefroren" ist in einem Loop oder eine Serie von Loops, um präzise zu sein. Die Hauptidee hinter dieser Installation basiert auf einer Fernseh- und Internet-Rolle als eine virtuelle Alternative zum wirklichen Leben. Deshalb können wir gemischte Schnipsel und Samples von verschiedenen Bildern beobachten, die manchmal echte Ereignisse reflektieren, oder geführte Szenen – aber alle wie durch TV- oder Computerbildschirm. So sind sie "unrealistisch" real... Alles ist scheinbar ohne logische Ordnung zusammengestellt oder scheint jenseits normalen Verständnisses zu sein. Einige Momente könnten gar provokativ sein. Dies mag ein Paradox unserer Existenz symbolisieren, wo ernste Momente mit leichteren überlappen, Sinn mit Unsinn etc. Und schliesslich – geschieht alles auf einem TV-Bildschirm... Also was ist real, was macht Sinn, was bedeutet es? Die Installation 'Two Silly Dancers' wurde nicht zusammengestellt, um irgendeine Antwort zu geben, wenn überhaupt eine Programmidee dahinter ist – eher, um Fragen zu stellen. Alles in allem haben wir in unserem wirklichen Leben viel mehr Fragen als Antworten.
Die oben erwähnte Reise ist auch ein bisschen fragwürdig – während wir eine Autobahn durch die Frontscheibe eines Autos betrachten, befinden wir uns in einem Galerieraum mit einer Videoprojektion. Die Zeit ändert sich, das Bild ändert sich, also was tun wir eigentlich? Stehen wir oder bewegen wir uns? Heute haben das Fernsehen und andere elektronische Medien (speziell das Internet) die Fähigkeit, viele Leute auszutricksen, so dass sie unfähig sind, die virtuelle Welt von der realen zu unterscheiden. Und da dieses virtuelle Gegenstück attraktiver als ein reales Leben zu sein scheint (falsch, das ist ein grosser Fehler!) geben sie die Realität auf zugunsten der Illusion. Dies mag zu einem Alptraum wie diese Installation führen.
Dariusz Mazurowski
ist ein polnischer Komponist klassischer elektroakustischer Musik, geboren 1966 in Danzig. In seinen Werken kombiniert er traditionelle analoge Instrumente mit dem klanglichen Potential von digitaler Technologie und Mikrophonaufnahmen. Er ist auch als visueller Küstler aktiv (Grafiken, Photographie und Video) und als Journalist (publiziert Texte, die hauptsächlich der Geschichte, Perspektiven, Theorie, technischen Aspekten und Studiotechnologie zeitgenössischer Musik gewidmet sind).
Er verbrachte die 90er hauptsächlich in Prag und kehrte am Ende jenes Jahrzehnts in seine Heimatstadt zurück. Seit Mitte der 90er baut er seine eigenen analogen experimentellen Instrumente (einschliesslich Synthesizer) und sammelt verschiedene, oft seltsame Soundobjekte (wie z. B. Steine, Holzstücke, alte Mechanismen etc.), die er als eine Quelle von akustischem Material für weitere Transformationen betrachtet. Seine musikalischen Werke wurden von verschiedenen Radiosendern ausgestrahlt, an Festivals und anderen Veranstaltungen in Europa (Deutschland, Polen, Tschechien, Vereinigtes Königreich, u.a.) und in Übersee (z. B. USA und China) live gespielt. Seine Installationen, visuellen Werke und Grafiken wurden in zahlreichen Galerien rund um die Welt ausgestellt. Dariusz Mazurowski ist Mitglied der Polnischen Gesellschaft für Elektroakustische Musik (PSeME).