Zu hören am 17. und 24. November und 1. Dezember 2013, 14:00 - 21:00 Uhr.
Echoic Memory
Soundinstallation
(2013, Deutsche Erstaufführung)
von Martyna Poznanska
Martyna Pozna?ska über 'Echoic Memory':
Unser Geist ist nicht fähig, sich exakt an Sounds zu erinnern und sie wieder abzurufen; man könnte sogar argumentieren, dass wir kein akustisches Gedächtnis haben. Unser echoisches Gedächtnis ist eine Komponente des sensorischen Gedächtnisses, und es ist dafür verantwortlich, auditive Information zu behalten. Das sensorische Gedächtnis für Sounds, die Menschen soeben wahrgenommen haben, ist die Form des echoischen Gedächtnisses. Im Gegensatz zum visuellen Gedächtnis, bei dem unsere Augen die Reize wieder und wieder scannen können, ist der auditive Reiz von Natur aus ephemer. Gemäss dem echoischen Gedächtnis werden die auditiven Reize vom Ohr einer nach dem anderen empfangen, bevor sie weiterverarbeitet und verstanden werden können.
Zum Beispiel unterscheidet sich Radiohören vom Lesen eines Magazins in zeitlicher Weise. Eine Person kann das Radio nur einmal zu einer vorgegebenen Zeit hören, während das Magazin wieder und wieder gelesen werden kann. Ein Sound ist unverarbeitet (oder zurückgehalten) bis der nächste Sound gehört wird, und erst dann kann er sinnhaft gemacht werden. Dieser spezielle sensorische Speicher ist fähig, grosse Mengen an auditiver Information zu speichern, die nur kurzfristig behalten wird (3-4 Sekunden). Dieser echoische Sound resoniert im Geiste (wie ein verinnerlichtes Echo innerhalb unserer Gehirne) und wird für diese kurze Dauer gleich nach der Präsentation auditiver Reize wiedergegeben. [Quelle: Wikipedia]
Die Soundinstallation 'Echoic Memory' ist ein Versuch, mit dem Gedächtnis und der Fähigkeit/Unfähigkeit, Sounds abzurufen, zu arbeiten.?Normalerweise wenn wir an Gedächtnis denken, beziehen wir uns auf das visuelle Gedächtnis. Durch eine Sound-, Video- und Lichtinstallation möchte ich, dass das Publikum die Unvollkommenheit unseres Gedächtnisses in seinen akustischen Aspekten erfährt und der Zusammenhänge und Abkopplungen zwischen unseren Sinnen gewahr wird. Ich möchte die 'Überlegenheit des akustischen Gedächtnisses in seiner Abwesenheit' (superiore in absentia) zeigen und in seiner Raffinesse, der akustische Aspekt der Realität ist so komplex, dass wir Menschen nicht zur Genüge ausgestattet sind, um ihn zu speichern. Wir können Sound einsperren, indem wir ihn aufnehmen, speichern und ihn anhören, wir sind aber nicht fähig, dieselbe Aktion ohne ein externes Werkzeug auszuführen. In dieser Installation collagiere ich eine Serie von Familien-Ephemera, gesammelt 1984-2012, was für das Darbieten relevant ist, weil sie die Relativität und Subjektivität manifestieren von der Zeit und dem Leben, das innerhalb jemandes Gedächtnisses zusammengefasst ist.?Sie sind in verschiedenen Medien, oft mit technisch anspruchslosem Quellenmaterial. Die Installation läuft in einem Loop, mit einer festgesetzten zeitbasierten Struktur, um kompositorischen Elementen zu erlauben, zwischen dem Gedächtnis und unserer phänomenologischen Wahrnehmung eine direkte Parallele zu ziehen. Sie betrachtet das Verhältnis, das wir zu anderen Leuten und zu der Zeit haben, und wie Sound, Aufnahmen zu machen und das Gedächtnis zusammengehen.
Martyna Poznanska, geboren 1984, ist eine Künstlerin, die mit Sound, Bild und Performance arbeitet. Sie studierte Stimme am Laboratorium von Olga Szwajgier und Sound Art an der UAL (University of the Arts London). Ihre Forschung konzentriert sich auf performative Geräuschreduktion, Erinnerung und Vergesslichkeit. Im Juli 2012 leitete sie einen Sound-Workshop am Theater '?a?nia Nowa' (Krakau). Im August 2012 veröffentlichte sie ihr erstes Album 'Hoarse Whisper'. Sie arbeitete zusammen mit dem Komponisten Jamie Hamilton an einer Musik für die Choreographie 'A hint of Wasabi' in Plymouth und 'Mix' (The Place, London). Sie hat ihre Arbeiten am AudioArt Festival (2012), ORF Graz (Oesterreich 2013) Spor Festival (Dänemark 2013) und Jewish Culture Festival in Krakau gezeigt. Im August hat sie ihr neues Album 'Listening East' veröffentlicht. Momentan führt sie ihr Sound-Masterstudium an der UdK Berlin fort.
Sie lebt und arbeitet in Berlin, Krakau und London.