Zu hören am Sonntag
20. und 27. November 2011, 14-21 Uhr
La boîte de Fukuyama
(Fukuyamas Kiste)
Elektroakustische Komposition (2001)
von Georg Katzer
Georg Katzer über "Fukuyamas Kiste" [11'30'']:
Im Stück werden hochverstärkt Geräusche aus der Welt der Informationstechnologie verarbeitet, das Brutzeln, Knistern, Knacken der Chips und Kontakte, das Zischeln in den Leitungen. In diese geheimnisvolle hermetische Welt bricht mit brutaler Gewalt wie aus Pandoras Büchse eine elektronische "orgue de la barbarie" (Leierkasten) ein. Der Rest ist Rauschen.
Der Amerikanische Philosoph Francis Fukuyama hatte nach dem Fall des Kommunismus das Ende der Geschichte proklamiert. (Dummerweise gab es für manche Völker seit einigen hundert Jahren gar keine eigene Geschichte.) Nichts bewegt sich mehr, die Flaschen leer, die Utopien gegessen, die Welt nurmehr die Summe der Clicks und Cracks in der Sintflut der Informationskanäle?
Wer aber dreht beständig die Kurbel an der "orgue de la barbarie"?
2001, Studio des Komponisten/Studio IMEB Bourges
UA Bourges 2005, Festival "Synthèse"
Georg Katzer wurde 1935 in Habelschwerdt/Schlesien geboren. Als Jugendlicher lernte er zunächst autodidaktisch verschiedene Instrumente und begann zu komponieren. Erst spät entschloss er sich zum Studium von Komposition und Klavier zunächst an der Musikhochschule in Berlin (Ost), dann an der Akademie der Musischen Künste in Prag. 1961 war er Meisterschüler von Hanns Eisler an der Akademie der Künste in Berlin. Dort gründete er 1980 das Studio für Elektroakustische Musik. Seit 1963 lebt er als freischaffender Komponist in und bei Berlin. Neben seiner kompositorischen Arbeit (Konzerte, drei Opern, zwei Ballette, zwei Puppenspiele, Kammermusik, Film und Hörspiel) beschäftigt er sich mit Multimedia-Projekten und Improvisation. Er ist Mitglied der Akademie der Künste, der Freien Akademie Leipzig und der Akademie der Elektroakustischen Musik Bourges (F).
Georg Katzer